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Chuunibyou Demo Koi ga Shitai! – meine Meinung

by TMSIDR

Nun kannte ich zum ersten Mal die Vorlage einer Light Novel-Umsetzung schon vor dem Anime, so dass ich wie man an den Artikeln kurz vor der ersten Folge schon sehen konnte, mit recht großen Erwartungen an diese Serie ran gegangen bin. Und zu meiner Überraschung wurden sie sogar übertroffen und nun möchte ein wenig erklären, was ich an der Serie so gelungen finde. Deswegen ist das eigentlich weniger ein Review, da ich diesen Artikel für Leute schreibe, die die Serie auch gesehen haben, denn dem Rest sage ich einfach nur: Gebt der Serie eine Chance, wenn ihr sehr gute gemachte Romantic Comedy sehen wollt, die mit einem Schuss Drama angereichert wurde. Wie bei Kyoto Animation üblich gehört die Optik sowieso zum Besten, was Anime-TV-Serien so bieten können. Übrigens ist der Artikel mit über 3000 Wörtern etwas arg lang geworden…

Die Screenshots dienen wieder eher dazu, die Lesbarkeit zu erhöhen und ich habe sie einfach nur aus dem Artikel davor übernommen.^^;

Als ich hörte, dass nur die 1. Light Novel als Vorlage für den Anime dienen sollte, war ich etwas überrascht über diese Entscheidung, denn so viel Inhalt bietet diese eigentlich nicht. Das Hinzufügen von Charakteren ist auch oftmals bei einer Umsetzung eine gefährliche Entscheidung, und als ich die erste Folge sah, war ich auch sehr überrascht, wie viel geändert wurde. Andererseits ist die Light Novel aber auch nicht besonders gut geschrieben, aber bietet als Stärken tolle Charaktere und mit dem Auseinandersetzen mit Chuunibyou auch eine sehr gute Grundidee. Mich begeisterte zudem, dass sie ein „romantisches“ Ende bietet, und nicht wie zahlreiche andere Werke das Ganze unnötig ausdehnt. Deswegen war ich schon guter Hoffnung, dass Kyoto Animation mit ihren erfahrenen Leuten die besten Elemente der Light Novel entnehmen kann, um ein besseres Ganzes zu liefern. Zum, glaube ich, ersten Mal habe ich sogar die erste Folge ein paar Tage später noch einmal angeschaut, um genauer verstehen zu können, in welche Richtung sie gehen wollen. Das machte ich dann übrigens sogar bei jeder Folge, d.h. bei dieser Serie schaute ich einfach mal beide Fansub-Varianten (erst immer gg, dann ein paar Tage später URW, gg gefiel mir in der Regel besser). Zwar ist die Serie nicht schwer zu verstehen, aber einige Details haben sich mir so etwas besser eingeprägt und vor allem fiel mir immer wieder auf, wie subtil das Verhalten der Charaktere dargestellt wird. Ich habe selbst nicht viel über die Serie diskutiert, musste aber immer wieder schmunzeln, wenn Leute sich irgendwo wunderten, dass Rikka plötzlich Gefühle für Yuta entwickelt, während sie seit der ~2. Folge ständig etwas eifersüchtig reagiert, wenn Shinka und Yuta sich etwas zu nahe kommen…das ist oft nicht sehr offensichtlich, aber wenn man auf Rikka achtet, sprechen ihre Gesichtsausdrücke und Aktionen Bände.

Manch einer mag die Auflösung, dass Yuta selbst für Rikka’s „Krankheit“ mitverantwortlich war wieder für ein typisches Klischee der Geschichtenerzählung halten, aber ich finde, das macht die ganze Geschichte viel interessanter. Wenn man sich einfach nur überlegt, dass Yuta für Rikka das große Vorbild ist, aber als sie ihm endlich näher kommt (auf hier noch sehr platonische Art und Weise), möchte er eigentlich nichts mehr mit seiner Vergangenheit zu tun haben, und damit wird Rikka’s eigenes „Weltbild“ gleichzeitig in Frage stellt; dann ist diese Hintergrundgeschichte doch sehr passend. Vor allem der Aspekt von Rikka’s Einsamkeit (der in LN auch sehr schön ausgearbeitet wurde) ist sehr gut dargestellt worden. Zwar sind Rikka und Sanae wohl zuvor auch befreundet, aber ich hatte den Eindruck, als war das auch eher nur eine Freundschaft, die auf Chuunibyou beruht, und sie wahrscheinlich zuvor über gar keine anderen Sachen geredet haben. Sanae erwähnt ja nie etwas über die Familienverhältnisse von Rikka, so dass man davon ausgehen kann, dass diese „Freundschaft“ tatsächlich nur recht oberflächlich war (das ändert sich aber im Verlauf der Serie etwas). Ich denke nicht, dass Rikka am Anfang der Serie gleich romantische Gefühle zu Yuta entwickelt hatte, sondern sie wollte ihm einfach nur näher sein, da er ihr zuvor unbewusst geholfen hat. Es ist ja auch nicht so, dass Rikka am Anfang nur im Chuunibyou-Modus unterwegs ist, denn immer wieder merkt man, dass sie recht schnell in die Realität umschalten kann. Deswegen kann sie vielleicht Yuta’s Wechsel zur Normalität sogar noch nachvollziehen, und Ihr Wunsch den Dark Flame Master zu sehen, ist für sie auch eher ein Spiel. Ich habe mir bei der Serie öfters Gedanken gemacht, wie stark sich die Charaktere bewusst sind, dass das ihre Fantasien nicht real ist, und schlussendlich bei der Konfrontation von Yuta und Sanae war mir klar, dass es allen im Prinzip klar ist, dass alles nur ein Spiel ist. Zuvor konnte man an Sanae’s Umgang mit ihren Mitschülern schon sehen, dass sie doch normaler ist, als viele vorher glaubten. Rikka hat größere Probleme mit normalen Verhalten, aber um Anpassungsprobleme bei seinen Mitmenschen zu haben braucht man kein Chuunibyou.

Und dieser Part macht auch die Charakterentwicklung von Shinka sehr glaubhaft, denn während viele sie gehasst haben, da sie recht gemein war, nachdem ihre wahre(?) Seite enthüllt wurde, hat sie am besten gelernt mit ihrer Vergangenheit und ihren Interessen umzugehen. Shinka ist im Prinzip das weibliche Gegenstück zu Yuta, denn beide wollen ihre Chuunibyou-Vergangenheit vergessen und beide haben das Ziel, normale Schüler zu werden. Während Yuta aber eher unbewusst merkt, dass Chuunibyou nichts schlimmes sein muss, merkt Shinka das viel bewusster. Sie versucht im Cheerleader-Club ihre Erfüllung zu finden, merkt aber, dass die Leute dort ihr einfach nicht sympathisch sind, und es dort vielleicht zu viele Intrigen oder ähnliches gibt (ich erinnere mich an ihre genaue Aussage nicht mehr). Es wird ganz schnell klar, dass sie im „Chuunibyou-Club“ bleibt, da sie dort einfach mehr Spaß hat und sich vor allem nicht verstellen muss. Und langsam legt sie auch ihre aggressive Art ab, und damit ihre Angst, dass ihr guter Ruf vielleicht leiden könnte, denn scheinbar ist dieser ihr gar nicht mehr wichtig. Es wird ihr wichtiger, ihren Freunden im Club zu helfen und sie führt sogar auf dem Schulfest einen Chuunibyou-Kampf auf. Sie hat es nicht mehr nötig, sich ständig in ihrer Fantasiewelt aufzuhalten, sondern ihr gelingt es wie Sanae das Ganze als ein Spiel zu sehen, damit die Realität nicht so langweilig ist. Sie erklärte ja selbst sehr schön, dass in der Theater-AG der „Vorsitzende“ seine ganz eigene Art von Chuunibyou  hat, nur dass diese Art von der Gesellschaft akzeptierter ist. Am besten fand ich an ihrem Charakter, dass sie nach Ihrer Vergangenheitsbewältigung sich wirklich zu einem sehr verständnisvollen und aufmerksamen Menschen entwickelt, einer Art von Charakter, die es weitaus öfter geben sollte. Sie achtet auf Ihr Umfeld und möchte ohne Hintergedanken ihren Freunden helfen. Sie sieht, dass Rikka Gefühle für Yuta entwickelt hat, und auch wenn Shinka selbst offensichtlich nicht allzu viel Erfahrung in der Thematik hat, hilft sie. Man darf auch nicht vergessen, dass Yuta selbst zunächst ein Auge auf sie geworfen hatte, und während andere Anime hier eine Dreiecksbeziehung eingebaut hätten, hilft Shinka einfach Rikka – an dieser Stelle fiel mir wirklich auf, wie viel „Herz“ in dieser Serie steckt.

Kumin ist ein etwas anderer Fall und sie ist für mich immer noch ein kleines Rätsel, aber ich fand ihre Naivität in vielen Dingen sehr erfrischend und ihre Art, aus Versehen Makoto Hoffnungen zu machen auch sehr kreativ, um noch ein anderes mögliches Paar in die Serie einzubauen. Ich denke diese Makoto x Kumin Sache dient hauptsächlich dazu, dass Yuta etwas mehr mit Liebesdingen in seiner Umgebung konfrontiert wird, da sein Freund ihn natürlich dann öfter aus das Thema anspricht – und dann auch wegen Rikka nachfragt. Der leicht trottelige Sidekick-Charakter erhielt dadurch noch etwas mehr zu tun, auch wenn er einem ziemlich leid tun kann. Zumindest ist Kumin ein ziemlich mehrdimensionaler Charakter. Neben ihrer Unwissenheit in manchen Dingen zeigt sie andererseits oft auch eine sehr emotionale Intelligenz und es ist kein Wunder, dass Rikka lieber mit ihr über ernste Themen redet als mit z.B. Sanae oder Shinka. Letztere ist eher der Gesprächspartner bei ernsten Dingen für Yuta.

Auch die restlichen Charaktere ergeben durchweg sehr viel Sinn. Z.B. ist Yuta’s Familie der klare Gegenpart zu Rikka’s Familie. Während Toka ein großes Problem mit Chuunibyou hat, ist Yuta’s Mutter doch sehr verständnisvoll. Irgendwie muss ich hier übrigens gleich an die Familienverhältnisse in Clannad denken. An Toka find ich sehr interessant, in was für einer Beziehung sie zu Yuta steht. Sie dient ihm definitiv als Respektsperson, und er denkt, sie hat als Erwachsene bestimmt recht. Deswegen finde ich Yuta’s Verhalten, was zu der wirklich harten Folge 11 führte, sehr nachvollziehbar. Toka überredet ihn, Rikka zu „heilen“, was in rationaler Hinsicht auch in Ordnung ist. Sie ist immerhin eine Erwachsene und er denkt natürlich auch an Rikka’s Mutter, die sich diese Heilung auch wünscht. Yuta macht also in der Theorie das Richtige und da er für Rikka sehr wichtig ist, hat er auch die Macht diese Veränderung in ihr zu bewirken. Allerdings verliert Rikka dadurch ihren Halt in der Welt und auch ihre Verbindung zu Yuta, der sie ja erst zu Chuunibyou führte. Wie sehr Yuta sich für seine Härte ärgert, merkt man dann ja, da er seine Wut an Sanae auslässt. Ich habe an dieser Stelle aber auch gar nicht mal Mitleid für Sanae, denn sie versucht mit aller Kraft Rikka wieder zu Chuunibyou zu führen, interessiert sich aber auch recht wenig für die Gründe für Rikka’s Verhalten. Vom menschlichen Verhalten her finde ich die Folge 11 wirklich überraschend realistisch.

 

Sanae verliert ihre Chuunibyou-Freundin und verhält sich im Prinzip kindisch, anstatt normal mit Rikka zu reden (was sie ja bei anderen Menschen auch schafft), flippt sie mehrmals aus – eigentlich kein vernünftiges Verhalten in diesem Moment. Rikka versucht sich zu ändern und übertreibt dabei, da sie ihrer Umwelt beweisen möchte, dass sie normal sein kann. Dabei verletzt sie u.a. Sanae und möchte sogar den Club aufgeben, was in gewisser Weise auch eine Art Schlussstrich unter die Freundschaften ziehen könnte, die daraus entstanden waren. Kumin und Shinka können nur etwas Schadensbegrenzung machen, sind aber auch überfordert in dieser Situation. Yuta bleibt hart, weil er denkt, es wäre das Richtige für Rikka. Dabei ist er auch nicht gerade nett zu Sanae und versucht ihr sogar weh zu tun mit einigen Aussagen. Hier verhalten sich, wenn man darüber nachdenkt, eigentlich alle Charaktere falsch. Wenn man sich in jeden Charakter rein versetzt, würde man es aber wirklich groß anders machen? Menschen tun sich oft ungewollt gegenseitig weh und solche Situationen gehen auch in der Realität schief. Manch einer mag sagen, ganz schön viel Drama, aber für mich bietet die Serie hier mal recht bodenständiges Verhalten, das weniger übertrieben ist als woanders. Vor allem wird nicht der Fehler gemacht wie in vielen anderen Anime, Manga und Light Novels: Es gibt ein Problem. Meistens geht der Hauptcharakter dann irgendwann hin zu dem Charakter mit dem Problem und analysiert und erklärt herum wie ein Psychologe und findet in wenigen Minuten genau die richtigen Worte, um zu helfen. Und der betroffene Charakter ist geheilt.

Genau das macht Chuunibyou Demo Koi ga Shitai! dann in Folge 12 besser. Anstatt dass jemand Yuta oder Rikka ins Gewissen redet, kommt Yuta selbst durch mehrere „Puzzleteile“ darauf, was zu tun ist. Seine Freunde helfen ihm, aber er setzt das „Puzzle“ selbst zusammen. Und wenn er auf Rikka trifft, wird nicht viel geredet, sondern er lässt Taten sprechen. Als er merkt, dass Rikka immer noch nicht die Welt mit fantasievollen Augen sehen kann, handelt er wieder. Ich verstehe hier auch nicht, warum manch einer bemängelt, dass die letzte Folge gehetzt ist. Manchmal habe ich das Gefühl als haben sich zu viele Anime-Fans an das ewige Hin und Her bei romantischen Kram gewöhnt, dass sie am liebsten alles auf dem Bildschirm ausgebreitet haben müssen. Für mich war in der letzten Folge alles drin, was man zum Verständnis der Handlung und der Aussage der Serie benötigt. Und alleine in der letzten Szene sieht man deutlich, wie Yuta und Rikka sich nun verhalten. Mit einer klaren Anspielung auf ihr erstes wirkliches Treffen seilt sie sich auf den Balkon von Yuta ab und wiederholt sogar eine Aussage aus der ersten Folge, nur diesmal mit einem verspielten Unterton. Für Rikka ist Chuunibyou nun viel mehr als vorher ein Spiel, um mehr Spaß in der Realität zu haben. Da die beiden im Prinzip schon seit der Szene unter der Brücke ein Paar sind, muss man sich wohl auch keine Sorgen um den romantischen Teil machen, vor allem wenn man noch die „Auffangszene mit Umarmung“ weiter vorne in der Folge betrachtet.

Mich erinnerte die ganze Serie mit der Art der Umsetzung auch sehr stark an eine romantische Komödie im Hollywood-Stil. Die Charaktere gestehen sich Ihre Liebe, dann kommt ein Problem, und einer hetzt zum anderen, die Freunde helfen dabei, und „tada~“: Happy End! Kreativ ist die Struktur nur bedingt, aber wird seit vielen Jahren in vielen romantischen Komödien verwendet, also ist das auch bei einem Anime sehr passend. Und das Außergewöhnliche kommt dank Chuunibyou-Momenten nun wirklich nicht zu knapp. Der Wechsel vom einer sehr comedy-haften 1. Hälfte zu einer Romantic Comedy mit etwas Drama halte ich für ausgesprochen intelligent, denn wenn Charaktere einen zum Lachen bringen, wachsen sie einen auch schnell als Herz, und man ist dann später eher bereit mit ihnen mitzufühlen. Funktioniert das bei jedem? Kann es nicht! Wie auch in der Realität ist einem ein Mensch sympathisch und ein anderer weniger, und das kann auch in einem Anime nicht anders sein. Denn gerade in einer romantischen Komödie ist es wichtig, dass man die Hauptcharaktere mag, damit man möchte, dass es ein Happy End gibt. Und ohne Anteilnahme verliert eine solche Handlung schnell an Sinn. Im Gegensatz zu vielen anderen Dramen finde ich gerade Rikka’s Geschichte sehr nachvollziehbar und weniger dick aufgetragen als in vielen anderen Anime-Dramen. Ich fühlte mich weitaus weniger emotional manipuliert als z.B. in manch Key-Routen, da das Drama weniger durch die Inszenierung zustande kam, sondern durch die Situationen an sich. Das ist natürlich auch recht subjektiv, aber mir kam diese Serie sehr durchdacht in dieser Hinsicht vor.

Jeder erwartet inzwischen bei Kyoto Animation einen hohen Standard, was die Animationen betrifft, denn irgendwie schafft es aktuell kein Studio es mehr, ihren Level bei einem TV-Anime zu erreichen, zumindest fällt mir keine wirkliche Konkurrenz ein, die ihnen in der Sparte Charakteranimationen vor hübschen Hintergründen das Wasser reichen kann.

Kyoto Animation spielt aber wieder auch sehr mit gestalterischen Werkzeugen aus Realfilmen, wie sie das schon gerne in Hyouka oder Haruhi gemacht haben (Kameraperspektiven etc.). Zwar ist man etwas weniger mutig als z.B. in manch Endless Eight-Folge oder Hyouka, aber eine Romantic Comedy legt darauf auch etwas weniger Wert, und hat bei dem recht hohen Erzähltempo und der Anzahl an Gags das auch gar nicht nötig. Wenn es allerdings um die Chuunibyou-Kämpfe geht, sieht man ähnlich wie in Nichijou, dass sie wirklich sehr abgefahrene Actionsequenzen animieren können, die tolle Spezialeffekte bieten und wunderbare Choreographien.  Zwar nehmen diese Szenen mit der Zeit ab, aber später passen sie auch nicht mehr wirklich in die Handlung, wenn Rikka sich von Chuunibyou langsam wegbewegt. Solch Sequenzen dann nur als Mittel zum Zweck einzubauen wäre dann doch Verschwendung von Ressourcen.  Zudem hilft es dieser Serie ungemein, dass die gelernten Tricks aus K-ON! und co, um einen die Charaktere sehr lebendig erscheinen zu lassen hier auch ständig eingesetzt werden. Jeder Charakter hat eine eigene Art sich zu bewegen und ein klares Charakterdesign, was Verwechslungen verhindert. Feine Charakteranimationen helfen einem vor allem bei gefühlvollen Anime, die Charaktere mehr als lebendige Wesen darzustellen und weniger als Zeichnungen, und das erleichtert das Identifizieren ungemein. Die tollen Bewegungen z.B. von Toka haben wohl auch bei vielen Zuschauern einen bleibenden Eindruck hinterlassen, man merkt einfach, dass viele Details hier ein sehr lebhaftes Anime-Werk abgeliefert haben, dass sich auf diese Weise dadurch stark vom Einerlei absetzt. Gerade wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man kleine Gags im Hintergrund und Hintergrundanimationen wie fahrende Autos. Besonders gelungen fand ich, als die Schmetterlinge bei dem Gespräch zwischen Rikka und Shinka plötzlich ein Herz bildeten. Und zudem habe ich bei der großen Liebe zum Detail einfach das Gefühl, dass die Macher mit sehr viel Hingabe dabei sind und hier auch einen Anime abliefern wollen, denn sie selbst mögen.

Der Einsatz von Insert Songs in manch Szene mag zwar etwas dick aufgesetzt sein, aber ist durchaus effektiv in dem Genre. Überhaupt finde ich auch die instrumentale Untermalung sehr gelungen. Die Stücke wirken niemals plump sondern könnten auch aus einem Werk aus Hollywood stammen. Es erstaunt mich immer wieder, was für ein gutes Händchen das Studio bei der Wahl der Komponisten bei ihren Anime hat. Seit Jahren bekommt man äußerst passende Stücke bei den Serien geboten, die sich oftmals gar nicht nach typischer Anime-Soundtrack-Musik anhören. Hier bin ich einfach stolz auf das „Anime-Genre“ an sich, dass hier sogar TV-Serien wunderschöne Soundtracks erhalten dürfen, obwohl ihr Budget offensichtlich sehr viel kleiner ist.

Obwohl die meisten Seiyuus wie bei vielen anderen Kyoto Animation-Serien recht unbekannt sind, bieten sie trotzdem sehr überzeugende Leistungen. Vor allem Sumire Uesaka liefert bei Sanae eine unglaublich gute Performance ab und hier „DEATH“ ist anbetungswürdig. Natürlich macht auch Maaya Uchida wirklich tolle Arbeit bei Rikka. Das Gemisch zwischen cool und niedlich wirkt sehr überzeugend, und es ist eine Freude ihr zuzuhören. Alle Seiyuus machen ihren Job weit überdurchschnittlich, was bei einem solch großen Projekt auch niemanden groß überraschen sollte. Allerdings finde ich immer noch schön, dass Kyoto Animation immer noch gerne zu Newcomern greift und man so unverbrauchte Stimmen geboten kriegt, die einen nicht gleich an andere Charaktere denken lässt. Hier fällt Jun Fukuyama dann natürlich etwas raus, da er schon lange dabei ist und viele bekannte Rollen gesprochen hat, aber bei männlichen Hauptrollen greift man wohl generell meistens zu erfahrenen Leuten, auch bei KyoAni.

Wie man schon merkt, hat mir die Serie sehr gut gefallen und sie traf genau meinen Geschmack und wenn ich mir manch Feedback von anderen Leuten anhöre, stehe ich mit dieser Meinung nicht alleine da. Die Geschichte ging vielen ans Herz und ließ sie mitfiebern, und was kann mehr von einer Serie erwarten, als dass sie Spaß macht und viele Zuschauer bewegt? Auch wenn die Aussage am Ende für manch einen etwas dick aufgetragen ist, finde ich doch sehr schön, dass dem Zuschauer noch einmal gesagt wird, dass Chuunibyou ein Zustand ist, der zum Leben dazugehört und in den unterschiedlichsten Formen auftritt. Und ich muss sagen, ich umgebe mich auch lieber mit fantasievollen Leuten, und im Prinzip ist das Animefan-Dasein auch nur eine Art von Chuunibyou, genau wie jede andere eigentlich rational total unnötige Sache, ob nun das begeisterte Hören von Musik, das Abtauchen in Bücher oder das Anfeuern von Fußballmannschaften. Die Serie zeigt, dass das offene Umgehen mit seinen Interessen wichtig ist, natürlich alles in einem gesunden Maße, und mit Toleranz gegenüber Leuten mit anderen Interessen.^^

Das ist doch wirklich eine nette Aussage, die über das hinaus geht, was man sonst in Unterhaltungsmedien sonst geboten bekommt. Vor allem in der Welt des Anime, wo die meisten Serien uns nur dazu kriegen wollen, wo die meisten Sachen auf einem Reißbrett mit bekannten Zutaten zu entstehen scheinen. Wenn man den Aussagen von Regisseur Tatsuya Ishihara zu der Serie glauben kann, habe ich das Gefühl, dass er hier eine sehr persönliche Arbeit abgeliefert hat, und diese Hingabe  spürt man einfach meiner Ansicht nach in jeder Szene der Serie.

Das war nun der erste Teil meines „Reviews“ zu Chuunibyou Demo Koi ga Shitai!. Da dieser Artikel einfach zu lang wurde, entschloss ich mich, einfach 2 Teile daraus zu machen und im 2. Teil mal etwas darauf einzugehen, was andere Studios vielleicht aus der Herangehensweise von KyoAni lernen könnten. Der passende Artikel wird hoffentlich morgen online gehen.

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10 comments

Kelondir 25. Dezember 2012 - 22:46

Genial. Sowohl die Serie als auch dein „Review“. Du hast so ziemlich all meine Gedanken zu Chuunibyou in Worte gefasst. Ich kann dir, was diesen Anime betrifft, nur voll und ganz zustimmen.

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Chrno 26. Dezember 2012 - 11:32

Würde eine 4/5 springen lassen.
Im ersten Serienteil ist praktisch nichts passiert. Die zweite Hälfte hat dann die Serie aber doch noch aufgewertet.

Schönes Schluss-Statement!

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Hideki 27. Dezember 2012 - 03:38

Dafür war der ersten Teil erfrischend unterhaltend und hatte witzige und glaubhafte Charaktere, was nicht mehr viele Serien behaupten können.. das Drama in teil 2 war das Sahnehäubchen XD

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HotaruKiryu 27. Dezember 2012 - 22:39

Da ich noch nicht allzu weit mit der Serie bin, ist dieses Review sehr hilfreich! Anfangs erinnerte mich Rikka viel zu sehr an Mei aus Another, aber mehr und mehr löste sich dieses Vorurteil, da ich etwas ganz anderes zu sehen bekam! Freue mich schon auf den 2. Teil des Reviews!

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Bugy 31. Dezember 2012 - 00:37

Wo bleibt Teil 2 der Review?^^

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blub 31. Dezember 2012 - 01:42

für mich die schwächste kyoani serie seit langem.

vor allem das potential um aus chuunibyou einen wirklich interessanten anime zu machen, wurde zugunsten von braindead moe, in der ersten hälfte der serie verschenkt.

für mich hätte der wechsel zum ernsten teil sehr viel früher kommen müssen und der moe teil wirkte arg gestreckt. dazu kommt das das ende ein schlechter witz ist (dark_sage hat das auf crymore schon sehr ausführlich ausgeführt).

dazu kommt noch das ich persönlich mit den charakteren überhaupt nix anfangen konnte (mit ausnahme der schwester) und sie mir im gegensatz zu anderen kyoani anime in keinster weise symphatisch waren.

6.5/10

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TMSIDR 16. Januar 2013 - 22:28

Das mit den Charakteren ist natürlich subjektiv, aber vielleicht solltest Du auch verstehen können, dass wenn man sie mag, dass man die Serie dann auch sehr mögen kann.

Das Ende folgt den Gesetzen einer Romantic-Comedy und bis auf Kleinigkeiten fand ich es logisch. Da habe ich schon viel schlimmeres im Animebereich erleben müssen. Und emotional funktionierte das Ende nun mal hervorragend bei mir – und mit dieser Meinung stehe ich ja nicht alle da. Also muss KyoAni da wohl etwas richtig gemacht haben.^^

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oldboy 31. Dezember 2012 - 20:44

Super Review und meiner Meinung nach der beste Anime seit Ano Hana. Das Thema „Erwachsen werden“ ist aber auch ein Thema, welches jeden älteren Fan bewegt/interessiert.

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alex_roston 12. Januar 2013 - 18:16

Dass der Soundtrack bei Chu2koi so gut ist liegt aber eher an Pony Canyon und Lantis, die beiden besten Musiklabels im Animebereich.
Pony Canyon konnte nämlich auch Serien, wie z.B. Ben-To wunderbar Leben einhauchen und so manche Schwächen wieder rausreißen ;).

Chu2koi war eine gut durchdachte Serie mit einem sehr schönen Ende. Manchmal wurde sie mir jedoch zu sehr in den Himmel gelobt (oder kam mir das nur so vor?). Schließlich sind die Produzenten von KyoAni auch nur Menschen^^.

Deine Überlegungen zu Shinka gefallen mir. Soweit hatte ich sie beim Schauen gar nicht analysiert, aber im Grunde ist ihr späterer Umgang mit dem Chuunibyou doch sehr vorbildhaft. Dieses Verständnis für nicht ganz alltägliche Hobbies (womit sie ja selbst Erfahrung gemacht hat) geht leider den meisten Menschen ab.

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TMSIDR 16. Januar 2013 - 22:30

Hmm, schwer zu sagen, wer am stärksten für den Soundtrack zuständig ist. Ich denke aber mal, der Regisseur hat da auch noch viel mitzureden. Wenn man sich anschaut, wie die Aufnahmen des Disappearance OSTs abliefen, dann wird das recht klar.

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