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Japan Expo 2024 – Erlebnisbericht

by TMSIDR

Und ein weiterer Erlebnisbericht zu einer Convention, und sogar mal eine, über die ich mich hier noch nicht irgendwie ausgelassen habe. Was einfach daran liegt, dass Hoa und ich das erste Mal in 2023 überhaupt diese Convention besucht hatten. Erscheint auch mal wieder kurz vor der diesjährigen Con. 😉

Da es nun einen Erlebnisbericht zur 2024-Ausgabe gibt, lässt zumindest schon mal vermuten, dass es uns letztes Jahr (2023) wohl ganz gut gefallen hat. Während ich aber letztes Jahr noch etwas mehr angetan war, da die Veranstaltung einfach irgendwie anders ist, und ordentlich Abwechslung zu den üblichen deutschen Conventions bot, zeigten sich 2024 schon ein paar weniger gelungene Aspekte, aber dazu später mehr.

Da die Japan Expo nun mal in Paris stattfindet, ist die Anreise doch etwas zeitaufwendiger (und teurer). Genau genommen sind wir mit dem Zug von Hannover aus mit einem Umstieg nach Paris gefahren und kamen am Mittwoch an und fuhren dann am Montag weiter nach London, um noch etwas normalen Urlaub zu machen. In der Nähe des Messegeländes von Paris ein Hotel zu finden, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, gelang uns nicht, aber wir fanden etwas halbwegs bezahlbares in der Nähe der beiden Hauptbahnhöfe. Von dort fuhr zumindest eine Art S-Bahn direkt zum Gelände und abends konnte man noch leicht etwas in der Nähe des Hotels zu essen finden. Übrigens können wir beide nahezu gar kein Französisch, was natürlich das Verstehen von Panels sehr erschwert, wobei man mit Übersetzungs-Apps doch zumindest grob verstehen kann, um was es gerade geht. Man kommt aber mit Englisch selbst gut auf der Con zurecht, da ein größerer Anteil der Helfer gerne mit uns auch auf Englisch kommuniziert hat. Wenn jemand mal überfordert war, wurde einfach jemand anders geholt, der dann genügend Kenntnisse hatte. Zudem waren die Helfer alle auch sehr freundlich und sie waren sichtlich bemüht, den Besuchern eine angenehme Zeit zu ermöglichen.

Die Japan Expo 2024 selbst fand vom 11. bis 14 Juli auf dem Messegelände Paris-Nord Villepinte Exhibition Center im „Großraum“ Paris statt und es sind tatsächlich vier „komplette“ Tage, d.h. je nach Karte geht es am Donnerstag schon um 8:15 los, wobei die die Con jeweils schon um 18:30 schließt, es aber Programmpunkte gibt, die länger gehen, nur kann man nach 18:30 im Prinzip keine Stände mehr besuchen. Und das Verlassen des Geländes ist dann teilweise etwas mühsamer, aber es klappt schon irgendwie.

Der Einlass selbst war wieder gut organisiert und es gab extra Schlangen für die verschiedenen Ticketarten und durch Messehalle ist man auch gut vor Wind und zu viel Sonne geschützt.

Bevor ich irgendwie versuche, das Ticketsystem zu erklären, hier mal ein Screenshot der verschiedenen Preise:

Zudem gibt es noch zwei Arten von VIP-Tickets:

Die Tickets steuern zum einen, ab wann man das Gelände betreten darf:

Zum anderen hat man mit den Zen(+Confort)-Tickets noch ein paar Vorteile, z.B. gibt es bei einigen Programmpunkten extra Schlangen, wodurch man in der Regel auch gute Plätze bekommt, wenn man erst wenige Minuten vor Beginn ankommt, und es gibt auch eine Art Con-Tüte (da scheint z.B. immer eine Con-Tasse drinnen zu sein und die üblichen Werbegeschenke und viel Werbung). Wenn man in Frankreich leben würde, bekäme man das „Badge“, auch zugeschickt, so dass man es sich vor Ort nicht abholen muss. Die Schlange war da aber eh kurz, so dass wir als Ausländer keine großen Nachteile hatten. Theoretisch erlaubt es das Zen-Ticket auch das Gelände zwischendurch zu verlassen, aber da das Messegelände weit draußen ist, wüsste ich nicht, was man einem das in der Praxis bringt, wenn man nicht gerade Dinge zu einem Auto bringen möchte. Übrigens scheint es auf der Japan Expo nicht so zu sein, dass außerhalb der Veranstaltung viele Cosplayer ohne Eintrittskarte anzutreffen sind, zumindest ist mir das nicht aufgefallen. Die Zen+Confort Tickets bieten auch noch ein Buffet und einen Raum zum Ausruhen mit Schließfächern, also zusätzlich viel Luxus bei einem Conbesuch.

Da die Anreise und das Hotel in Paris eh deutlich teurer als der Eintritt sind, haben wir uns wie in 2023 wieder die normalen Zen-Tickets geholt, denn alleine die Extra-Schlangen machen das Besuchen einiger Programmpunkte deutlich stressfreier. Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich ja um eine viertägige Con handelt sind meiner Meinung nach 139 € für solche „VIP“-Tickets auch noch durchaus ok. Es sind davon übrigens scheinbar größere Stückzahlen verfügbar, zumindest haben sie sich nicht gleich ausverkauft.

Es ist etwas ungewohnt, dass man so früh auf eine Con kann, aber so kann man zumindest wirklich mal leere Messehallen vorfinden, wodurch wir ein paar Stände in aller Ruhe vernünftig fotografieren konnten. Wer sich also über die wenigen Menschen auf einigen Fotos wundert, dem sei gesagt, zu den normalen Öffnungszeiten ist es wirklich voll. Von der Anwesenheit von Publishern her, ist die Japan Expo wohl eher ähnlich zu einer AnimagiC, denn wirklich viele französische Mangaverläge sind mit teilweise sehr aufwendigen Ständen vertreten. Einige der aktuell bekannteren Serien wie Frieren oder Kusuriya no Hitorigoto (The Apothecary Diaries) haben kleine Räume in den Ständen bekommen, in denen man wohl irgendwelchen Kram zu den Vorlagen gewinnen konnte. Zumindest war der Andrang so groß, dass wir mangels Sprachkenntnissen gar nicht erst probiert haben, uns das mal näher anzuschauen.

Es ist sehr offensichtlich, dass der Mangamarkt in Frankreich sehr groß ist. Im Animesektor fand ich dagegen nur sehr wenige Stände und z.B. Crunchyroll legte scheinbar wenig Wert darauf, ihre eigenen Blu-rays und DVDs zu promoten, sondern es ging in erster Linie um Streaming und Mangas, so weit ich das sehen konnte.

Als größere Ausnahme fiel auf, dass Aniplex einen extra Stand für Demon Slayer hatte, der viele Pappaufsteller und ein paar Zeichnungen aus der Animeproduktion bot und ziemlich aufwendig gestaltet war:

Es gab auch ein paar Ausstellungen, die schon eher in die Richtung eines Museums gingen. Eine war den Werken vom Mangaka Buichi Terasawa gewidmet, welcher vorletztes Jahr verstorben war und vor allem durch Space Adventure Cobra bekannt ist. Weitere drehten sich um die japanischen Godzilla-Filme (passend zu einigen der Ehrengäste) und um Tokyo Revengers.

Eine wirklich nette Idee und ich fände ähnliches in Deutschland auf der DoKomi auch schön, da man dort ja genügend Platz für so etwas hätte (es passt aber weniger gut zur allgemeinen Ausrichtung der Veranstaltung).

Interessant fand ich auch, dass Manga Plus einen eigenen Stand hatte, bei dem man auch ganz hübsches Merchandise kaufen konnte, z.B. hochqualitative Drucke von Mangaseiten z.B. zu Oshi no Ko und allerlei übliches Merchandise zu Serien, die man aus der App kennt.

Bekannte Firmen wie Bandai Namco, MiHoYo (Zenless Zone Zero wurde stark beworben), Nintendo, Ubisoft (Assassin’s Creed: Shadows stand im Vordergrund) und Cygames waren auch mit großen Ständen vertreten. Kleinere Stände von anderen Studios konnte man aber auch finden, z.B. CyberConnect2 und Arc System Works.

Natürlich gab es auch zahlreiche Händler, mit dem üblichen Merchandise und vor allem Figuren waren sehr oft zu finden. Ich denke preislich gab es hier keinen großen Unterschied zu Deutschland und auch das Angebot war nicht groß anders.

Die üblichen Künstlerstände gab es auch, aber viel weniger als auf der DoKomi, und deren Angebot war aber auch hier ähnlich.

Da es auf der Japan Expo auch ansonsten einen stärkeren Fokus auf Themen aus Japan gibt, die weniger mit Anime und Manga zu tun haben, findet man auch mehr Stände, die japanische Nahrungsmittel verkaufen oder sogar Pflanzen.

Möglichkeiten zum Geld ausgeben gibt es also viele, aber auf der anderen Seite wird der japanischen Kultur auch viel Platz eingeräumt, z.B. Vorführungen zu diversen typisch japanischen Kampfsportarten (z.B. Aikibudo oder Karate) und Möglichkeiten zum Ausprobieren gab es oftmals auch. Dadurch wirkt die Veranstaltung auch sehr familienfreundlich.

Viel eingekauft habe ich nicht, denn ich schlug nur bei einem Clearfile und einer Tasche zu. Die Tasche wurde am Stand von Nippan IPS (einem Exporteur von japanischen Büchern) verkauft und wird geziert von einer Zeichnung von Noizi Ito, die sie für die Firma für die Japan Expo erstellt hatte.

Die Navigation über die Japan Expo ist übrigens relativ einfach, da die Hallen alle zusammenhängen. Mittels farbiger Streifen und vielen Hinweisschildern für die Bühnen kann man sich ganz gut zurechtfinden. Durch die Größe und Menge der Hallen, braucht man natürlich schon mal 15 Minuten, wenn man wirklich mal von der einen in die andere Ecke des Geländes gelangen möchte und es gerade mal sehr voll ist, aber man kann teilweise auch außerhalb der Hallen etwas abkürzen.

Anders als bei der DoKomi spielt sich zwischen den Hallen aber deutlich weniger ab, und ich glaube, der Großteil der Essensstände ist auch innerhalb der Hallen. An manchen Besuchstagen waren wir während der Öffnungszeiten gar nicht draußen, was natürlich bei schlechtem Wetter (oder auch sehr heißem) Wetter ganz angenehm sein kann.

Mir war die Japan Expo früher in erster Linie immer bekannt, dass sie sehr viele Ehrengäste hat und auch dieses Jahr war die Anzahl beachtlich, wobei es meiner Meinung nach nur wenige Highlights gab. Aus dem Videospielbereich schauten wir bei Panels von Hiroshi Matsuyama, dem Präsidenten von CyberConnect2, Game Designer Daisuke Ishiwatari (er war aber nur über Livestream dabei, da er kurzfristig krank wurde, als Ersatz kam dann der Produzent Ken Miyauchi) von Guilty Gear Strive und für die meisten wohl das Highlight Naoki Yoshida für Final Fantasy XIV.

Hiroshi Matsuyama’s Panel beinhielt eine schöne Präsentation zur Arbeit seiner Firma stellte natürlich auch einige der aktuellen Titel vor. Man konnte auch darüber erfahren, wie es ist, an Lizenztiteln zu arbeiten. Ein Q&A gab es natürlich auch.

Das Panel zu Guilty Gear Strive mit Ken Miyauchi drehte sich neben dem Spiel auch etwas um dem Anime, wobei ich mir nicht sicher bin, ob man irgendwelche neuen Dinge erfahren konnte. Zudem konnten Zuschauen gegeneinander auf der Bühne in dem Spiel antreten. Hier wurde auch versucht, neue Spieler anzulocken.

Das Freitags-Panel zu Final Fantasy XIV mit Naoki Yoshida war in erster Linie an neue Spieler gerichtet und hat vor allem die Freundlichkeit der Community und die Zugänglichkeit des Spiels betont. Ich vermute, der Großteil der Anwesenden hatte schon viel Erfahrung mit dem Spiel, aber die Kombination aus dem sympathischen Naoki Yoshida und einer unterhaltsamen Präsentation konnte das Publikum doch gut zufrieden stellen. Das Highlight für die meisten war wohl, am Ende eigene Fragen stellen zu können. Es gibt übrigens auf Twitch auch eine Aufzeichnung der Veranstaltung: Japan Expo – Conférence spéciale avec Naoki Yoshida !. Allerdings hat sich bei diesem Panel negativ bemerkbar gemacht, dass die Bühne bzw. der Zuschauerraum sich ohne eigene Wände in einer Messehallen befanden, da der benachbarte hololive-Stand bzw. dessen Besucher ziemlich laut waren.

Etwas ungewöhnlich für eine Convention rund um japanische (Pop)Kultur war, dass auch ein britischer Comiczeichner eingeladen wurde, in Form von Alan Davis, der bei einigen DC und Marvel-Werken mitgearbeitet hat.

Da er natürlich Englisch sprach (was aber auch ins Französische übersetzt wurde) konnten wir auch ohne Hilfsmittel seinem Panel und seinem Live-Zeichnen folgen. Der Andrang war aber eher klein.

Und wo wir gerade beim Live-Zeichnen sind: Das hatten wir uns auch von der Zeichnerin des Mangas Bibliophile Princess, Yui Kikuta, angeschaut.

Zum Thema Godzilla hatte man Yuji Kaida eingeladen, der viele offizielle Illustrationen zu Godzilla und ähnliche Franchises gezeichnet hat, und Shinji Higuchi, der mit Hideaki Anno zusammen die Regie bei Shin Godzilla geführt hatte.

Wir beuchten das Panel mit Yuji Kaida und schauten vor dem Shin Godzilla-Screening vorbei, bei dem Shinji Higuchi zu Gast war.

Natürlich gab es auch Gäste aus dem Animebereich, die wohl hauptsächlich von Aniplex/Crunchyroll bzw. Toho eingeladen wurden. Das machte sich dadurch bemerkbar, dass es mit diesen Gästen keine Signierstunden gab. Man durfte in den Panels auch keine Fotos oder sonstige Aufzeichnungen machen. Zum einen war Yor’s Seiyuu Saori Hayami für ein Spy x Family: Code White Event da, und wurde begleitet von französischen Sprecherin Adeline Chetail. Neben etwas Q&A nutzte man deren Anwesenheit natürlich, damit sie ein paar Szenen live sprechen, was durch den Wechsel der Sprachen noch mal interessanter wurde. Das würde ich mir auch bei deutschen Conventions öfter wünschen. Shiina hatte übrigens hier einen größeren Teil des Q&A festgehalten.

Einen Teil des Crunchyroll-Panels hatten wir uns auch angesehen, um uns schon mal Plätze für den nächstem Programmpunkt zu sichern, und als Überraschung tauchte dort Saori Hayami auch noch einmal kurz auf. Das Panel war ansonsten die typische Aneinanderreihung von Ankündigungen, von dem das meiste wohl auch keine Überraschung gewesen ist.

Der Programmpunkt danach war dann aber Demon Slayer Panel mit Natsuki Hanae, der Stimme von Tanjiro und einem der Produzenten der Serie, Yuma Takahashi. Ein paar Zeilen konnte man auch von ihm als Tanjiro hören, was wohl im Publikum bei vielen zu Gänsehaut geführt haben sollte. Auch hier hat Shiina ein paar Erinnerungen geteilt.

Da wir nichts besseres zu tun hatten zu dem Zeitpunkt waren wir auch beim Panel zum Film Child of Kamiari Month, bei der Sängerin miwa live sang und der Drehbuchautor Toshinari Sinohe und Produzent Uko Oshia über die Entstehung des Animes redeten. Zudem zeichnete der Künstler eine Illustration im Sumi-e-Stil live auf der Bühne. Da wir den Film nicht gesehen hatten, war das Ganze nicht sehr informativ für uns, aber es ist immer wieder interessant, wie solche Filme international vermarktet werden mittlerweile.

Wir waren auch beim Aniplex-Panel, was aber nicht sonderlich spannend war. Im Anschluss wurden dann zunächst die beiden ersten Folgen von ATRI mit französischen Untertiteln gezeigt, und ich glaube, die 2. Folge war zu der Zeit noch nicht in Japan gelaufen. Der Großteil der Handlung war sogar ohne verständliche Untertitel durchaus nachvollziehbar, was aber wohl auch daran lag, dass die Serie nicht sonderlich innovativ zu sein scheint. 😉

Danach gab’s dann noch die 1. Folge von der aktuellen Monogatari-Staffel, die wir eh schon gesehen hatten, aber man sich auch gut noch einmal anschauen konnte.

Bei einem Solo Leveling Panel mit Atsushi Kaneko (Produzent) und „Action Director“ Yoshihiro Kanno waren wir scheinbar auch, aber ich kann mich nicht mehr so wirklich an Details erinnern. Ich mochte den Anime aber eh nicht, also ist es vielleicht Verdrängung. 😉

Mehr Eindruck hat das „MANGA Plus by Shueisha“-Panel hinterlassen, bei dem Shuhei Hosono, Yuta Momiyama und Takuro Imamuro aus der Redaktion auf der Bühne waren. Hier fand ich sehr interessant, dass der Mangaka Takeru Hokazono per Live Stream dazu geholt wurde, da gerade sein Werk Kagurabachi als physikalische Veröffentlichung in Frankreich angekündigt wurde. Ich denke, durch Liveschaltungen könnte man manch Panel durchaus interessanter gestalten. Da z.B. Produzenten ja am liebsten rund um die Welt geschickt werden, aber diese über bestimmte Teile der Produktion nur wenige Einblicke haben, könnte man auf diese Weise mit verhältnismäßig geringem Aufwand interessante Stimmen dazuholen. Natürlich ist es immer schön, wenn Leute live als Gast auf eine Convention kommen, aber solche Liveschaltungen könnten solche Panels durchaus bereichern (in erste Linie hilfreich bei einem Q&A mit Zuschauerfragen).

Es gab natürlich auch zahlreiche Workshops, die mangels Französischkenntnissen aber für uns weniger interessant waren, wobei Hoa sich dann zumindest einen Programmpunkt mit einer Back-YouTuberin (Ai Fujiroku) anschauen wollte, die vegane Gyoza zubereitet hat.

Es ist schon erstaunlich zu sehen, dass es eine spezielle Bühne inklusive Kochplatten gibt.

Ein ganz anderer Programmpunkt, den wir auch mal mitgenommen haben, der uns aber etwas verwirrt hat: Es gab einen Quiz, bei dem Lieder aus KyoAni-Werken vorgespielt wurden, und das Publikum musste den Teil etc. erraten. Allerdings verstand ich nicht bis zum Ende, wie da überhaupt Punkte gezählt wurden, oder ob man das aus irgendwelchen Gründen gleich aufgegeben hat. Witzig war aber, dass bei jedem Song immer versucht wurde, Leute zu finden, die mitsingen konnten, was meistens sogar gut geklappt hat. Zumindest hatte das Publikum seinen Spaß.

Da ich mal wissen wollte, wie so etwas aussieht, waren wir auch bei einem Programmpunkt namens „Star Wars Celebration“ auf der großen Bühne. Dort führten diverse Star Wars Cosplayer einige kleine Szenen auf und eine Gruppe, die Lichtschwertkämpfe als Sport betreibt (heißt wohl „Ludosport“).

Der Andrang war sehr gering und irgendwie wirkt mir das manchmal etwas zu chuuni…

Die Kostüme der Cosplayer waren natürlich sehr beeindruckend und für Kinder ist es toll, wenn sie Charaktere mal live sehen können, aber so auf der Bühne war ich etwas irritiert.

Ein anderer wichtiger Teil der Japan Expo sind auf jeden Fall die vielen musikalischen Ehrengäste, die in der Regel auch viele Konzerte auf verschieden großen Bühnen geben. Die Tsubamé ist eher klein und wird meistens von JPOP-Künstlern bespielt, die etwas größere Sakura bietet in der Regel eher etwas traditionelleren Gruppen eine Bühne, Yuzu ist größer und hat rund herum Wände, und die große Ichigo füllt nahezu eine Messehalle.

Auf der Yuzu-Bühne sahen wir einen Teil des PSYCHIC FEVER-Konzerts, einer Boy-Group, die mit etwas Rap wohl etwas cooler sein möchten als andere Vertreter des Genres. Das weibliche Publikum hatte hörbar ihren Spaß, ich trauerte etwas den diversen Musikstilen nach, die etwas durch den Mixer gejagt wurden. Die Choreographie war aber durchaus aufwendig und eine solche Performance hat einigen Respekt verdient, aber ich bin nun mal gar nicht die Zielgruppe und konnte das alles so gar nicht ernst nehmen, vielleicht auch einfach weil sie sooooo cool sein wollten.

Auf der Tsubamé sahen wir zum einen die Kannagi Rabbits, einer Idol-Gruppe, die mir ganz gut gefallen hat, da sie zumindest etwas eingängigere Songs hatten und etwas frischer auf der Bühne wirkten. Auf der gleichen Bühne schauten wir uns zudem iiiidolll an, eine weitere Idol-Gruppe, die aber keinen sonderlich bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Irgendwie erinnerte es mich etwas zu sehr an typischen Idol-Pop ohne besondere Elemente, aber die Gruppe ist wirklich noch sehr neu, denn sie entstand erst September 2023.

Die beiden Gruppen traten dann auch noch bei der Yuzu Idol Party auf, wo sie etwas mehr Platz auf der Bühne hatten und auch ein deutlich größeres Publikum. Dort trat zudem auch das Idol Moeno Azuki (abgekürzt Moeazu) auf, was eine ganz niedliche Performance war.

Ansonsten schauten wir uns auch Ai Hisano auf der Sakura-Bühne an und zudem Minichestra, welche wir auch schon mal in Deutschland gesehen hatten.

Auf der Yuzu-Bühne besuchten wir das Konzert von Tetsuya Komuro (eine der bekannteren Persönlichkeiten der japanischen Musikindustrie, ich verweise auf Wikipedia), Allerdings war das weniger ein Konzern, sondern er präsentierte als DJ bzw. teilweise auch am Keyboard seine Songs (bzw. Songs seiner Projekte). Laut eingeblendeter Beschreibung am Anfang hat eine AI live die Musik passend mit Bildern auf dem Bildschirm neben ihm untermalt. Finde den Einsatz von AI bei sowas irgendwie befremdlich, aber am Ende erinnerte es größtenteils eher an ein Winamp-Plugin, das auch Videoszenen irgendwie verfremdete, also nun gut…wer’s braucht…

Auf der großen Leinwand gab es dann meistens eher die üblichen Szenen aus den Animes, deren Openings und Endings er spielte, z.B. aus Mobile Suit Gundam Seed Freedom, Keroro Gunsō, Street Fighter II Movie und City Hunter. Zu letzterem gab es den Song „Get Wild“ in einer besonders langen Fassung, was natürlich die City Hunter liebenden Franzosen sehr hat feiern lassen. Ansonsten konnte man aber auch einige Japanerinnen sehen, die wohl extra nach Frankreich geflogen sind, um ihn zu sehen und sehr glücklich aussahen.

Das war schon ein sehr ungewöhnlicher Auftritt, aber er hätte wohl besser in einen Club gepasst, als einen bestuhlten Raum einer Convention. 😉

Es gab allerdings noch viele andere Ehrengäste und Programmpunkte, z.B. auch viele Cosplayer, einige Mangaka, andere musikalische Gäste und diverse YouTuber. Ich habe rechts mal einen Screenshot der Japan Website abgelegt, auf der man alle Gäste aufgelistet sehen kann. Ein Highlight für viele ist wohl das ECG Finale, das immer auf der Japan Expo stattfindet und die Halle mit der Ichigo-Bühne füllt, aber für solche Wettbewerbe konnte ich mich noch nie sonderlich begeistern.

Bei so vielen Ehrengästen muss es logischerweise auch Möglichkeiten geben, an Signierstunden teilzunehmen. Wie zuvor schon erwähnt, gab es keine bei Gästen von Crunchyroll, aber auch z.B. bei den zu Child of Kamiari Month fehlte sowas. Zudem lief es bei Mangakas oft über die Verlage und dann wurde es als Ausländer, glaube ich, teilweise schwierig teilzunehmen. Naoki Yoshida stand aber z.B. für Unterschriften zur Verfügung, wobei der Andrang das aber erschwert hat. Das Problem mit dem Ansturm löst die Japan Expo aber anders als deutsche Conventions, denn sie nutzen ihre App (mit der man auch gut seinen Programmplan zusammenklicken kann), damit man darüber an Verlosungen für Signiertickets teilnehmen oder man sich einfach ein Signierticket sichern kann, so lange der Vorrat reicht. In der Regel sind die beliebteren Signierstunden Verlosungen und beim Rest muss man nur schnell sein. Teilnehmen kann man übrigens nur einmal pro Ticket und es geht erst, wenn man beim Einlass sein Ticket gescannt hat. Teilweise helfen die teureren Tickets also bei den „First Come, First Serve“-Signierstunden, aber es gibt meistens diese an mehreren Tagen, so dass die Chancen auch für normale Besucher hoch genug sind. Neben Signierstunden kann man auf diese Weise auch „Photo-Slots“ mit einigen Ehrengästen gewinnen oder bei Panels oder Filmaufführungen in den frühen Abendstunden muss man sich auch erst ein Ticket holen. Wenn man Ticket gewinnt, muss man übrigens ein Selfie von sich machen, damit man sich dann ausweisen kann, wenn man zu seiner Signierstunde geht.

Ganz verstanden habe ich nicht, wie sie die Gewinnchancen eigentlich berechnen bei den beliebteren Ehrengästen, denn man erfährt gleich nach der Teilnahme, ob es geklappt hat oder nicht, aber das System finde ich doch wirklich gut. Auf der einen Seite ist es natürlich schade, wenn man durch Geduld beim Anstehen die eigenen Chancen für eine Signierstunden nicht steigern kann, auf der anderen Seite, ist die Convention dann selbst viel weniger stressig, da man viel weniger Zeit in Schlangen verbringt. Persönlich habe ich auch in der Regel kein Problem damit, wenn ich einfach durch Pech bei einer Verlosung halt keine Signatur bekomme. Allerdings würde ich mich vermutlich auch mal ärgern, wenn es bei einem ganz wichtigen Gast so gar nicht klappen will und man einfach nichts dagegen tun kann. Bei den meisten Gästen (und allen auf dieser Japan Expo) hätte / hatte ich aber auch mit schlechten Losglück mich nicht geärgert. Wenn ich mir den Stress bei der AnimagiC jedes Jahr anschaue, fände ich ein ähnliches System angenehmer.

Hier ist zumindest meine Ausbeute:

  • Shinji Higuchi auf der japanischen Shin Godzilla UHD Blu-ray
  • Ken Miyauchi
  • Tetsuya Komuro
  • Alan Davis

Keinen Zuschlag bekam ich bei Naoki Yoshida.

Zumindest bei den Signierstunden, die wir besucht hatten, gab es immer einen Druck, so dass man auch ohne etwas Mitgebrachtes sich etwas signieren konnte, was man auch vorzeigen kann.

Übrigens kam ohne Französischkenntnisse auch hier sehr gut zurecht, es wurde nur etwas schwierig, meinen Namen zu buchstabieren, aber man kann ihn ja auch einfach zeigen.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass wir viel Spaß auf der Japan Expo hatten und durch die Fülle des Programms vergeht die Zeit schnell. Auf der anderen Seite gab es für uns nicht viele Highlights und durch die hohen Kosten für Anreise und Hotel, werden wir es in Zukunft wieder eher davon abhängig machen, ob spannende Gäste eingeladen werden. Zwar ist es auch mal toll, dass man viel japanische Musik live erleben kann, die man sonst vielleicht nie kennengelernt hätte, aber es wäre schon schöner, wenn z.B. es Anisong-Künstler geben würde. Überhaupt scheint auch die Japan Expo etwas den Anschluss an die Zeit verloren zu haben, denn ohne die Gäste von Publishern hätte es wenige bis keine Gäste zu aktuelleren Themen gegeben. Die Zielgruppen sind in Frankreich natürlich anders und der Altersdurchschnitt ist deutlich höher auf der Japan Expo als auf Cons in Deutschland, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass aktuellere Sachen so viel weniger als in Deutschland konsumiert werden, dass man sich da nicht um mehr Gäste kümmern müsste. Es ist zumindest sehr auffällig, wie viel Wert auf die Japan Expo auf ältere Werke legt und passende Gäste einlädt, und ich hoffe, da kommt in Zukunft wieder mehr frischer Wind rein.

Ich kann zumindest empfehlen, sich die Japan Expo mal anzuschauen. Man merkt deutlich, dass der französische Markt anders ist, aber man sieht auch viele Gemeinsamkeiten, so dass man auch ohne Französischkenntnisse sich dort sehr wohl fühlen kann.

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