Home Zur Lage der Nation Gedanken über die deutsche Animeszene Teil 6: Die kleine Kinoinvasion

Gedanken über die deutsche Animeszene Teil 6: Die kleine Kinoinvasion

by TMSIDR

Ich erinnere mich noch gut daran, als JimmPantsu und ich vom Scotland loves Anime 2010 zurück kamen und davon träumten, wie es denn wäre, wenn hierzulande auch mehr Filme im Kino laufen würden. Und seitdem hat sich doch einiges getan. Kurz vor dem Akiba Pass Festival 2017 habe ich mir deswegen ein paar Gedanken gemacht.

KSM und Kazé bringen regelmäßig Filme ins Kino und peppermint anime hat „ihr“ Festival mittlerweile schon ziemlich etabliert. Davor kamen mit recht kleiner Resonanz fast nur Ghibli-Filme ins Kino und ab und zu landeten Filme beim Fantasy Filmfest oder anderen Festivals, bei denen man Anime unterbringen kann. Auf diese Weise sah ich immerhin u.a. Evangelion 1.0, 2.0 und Redline auf der großen Leinwand. Schön war auch, die Deutschlandpremiere von Children Who Chase Lost Voices bei uns im Anzeigerhochhaus zu schauen, der sogar Makoto Shinkai beiwohnte. Früher zeigte auch die AnimagiC in einem Kino in der Nähe der Con mehrere Filme an dem Con-Wochenende, so dass man also schon länger Animefilme hierzulande im Kino bestaunen konnte, es war nur alles andere als flächendeckend. Es ist auch kein Wunder, dass es so etwas mittlerweile öfter gibt, denn während man früher ja teure Filmkopien erstellen musste, kann man heutzutage im Notfall auch einfach eine Blu-ray zeigen. Qualitätsmäßig sollte das keinen großen Unterschied machen und zumindest Expelled from Paradise von KSM wurde so präsentiert, wenn ich mich recht erinnere.

Ich muss aber bemerken, dass ich reichlich Verbesserungspotential darin sehe, wie hier aktuell Serien und Filme gezeigt werden. In meinen Augen finde ich es ziemlich sinnlos, Serien kurz vor dem Blu-ray-Start noch mal im Kino zu zeigen. Vor dem bzw. zum Start im japanischen TV ist das durchaus spaßig, aber ansonsten konnte man die Werke meistens ja schon als Simulcast schauen. Klar, man will da wohl eher Dub-Freunde anlocken, aber irgendwie erschließt sich mir der Nutzen da weniger. Natürlich ist das aber auch sehr subjektiv. Auf der anderen Seite ist der Dub-Zwang bei den meisten einzelnen Kino-Events auch nicht wirklich förderlich, um Filme zeitnah ins Kino zu bringen. Hier ein paar Beispiele: Wenn ANN mich nicht trügt, erschien der Psycho-Pass – Film am 9.1.2015 in den japanischen Kinos und im Juli des selben Jahres auf DVD/Blu-ray dort, während er hier im Kino erst am 26. April 2016 lief (als Kino-Event der Dub-Fassung). Ähnlich verhält es sich mit The Empire of Corpses, welcher am 2. Oktober 2015 in Japan lief und erst am 29.11.2016 hier im Kino. Expelled from Paradise konnte man vor dem Kino-Event theoretisch schon auf Netflix USA gucken können, wenn ich mich recht erinnere. KSM wird bei Digimon tri auch alles andere als schnell sein und ein größerer Teil der Subgucker hat den Film dann eh schon als Fansub gesehen. Einen Teil der Fans erreicht man also eh nicht mit diesen zeitversetzten gedubten Events. Auch wenn dieser Teil kleiner ist, finde ich es trotzdem schade, dass KSM und Kazé diese Fans so wenig ansprechen. Girls und Panzer Der Film kommt hier nun gar nicht mehr ins Kino, um Platz für Digimon tri und Yu-Gi-Oh! zu lassen…scheinbar hatten Filme in der letzten Zeit teilweise auch nicht genug Zuschauer für die Kinos, wie man im KSM-Newsletter vom Januar lesen konnte:

Anime im Kino sind wieder im Trend, das freut uns riesig und natürlich wollen wir für euch auch immer mehr Knaller ins Kino bringen, angefangen von Naruto, über Yu-Gi-Oh! bis hin zu den Digimon Adventure tri.-Filmen.

In der jüngsten Vergangenheit liefen die beiden letzten Filme aus dem Naruversum sogar an jeweils zwei Tagen. Das wird so in Zukunft nicht mehr vorkommen, denn es werden zu viele Anime im Kino, was die Platzierung gewisser Filme unmöglich macht.

Zwei Anime in einem Monat als Event im Kino machen die Kinohäuser und -ketten nicht mehr mit, da die Säle manchmal nicht halb voll waren. Auch aus diesem Grund lohnt sich ein regulärer Start einfach noch nicht.

Deshalb werden Anime im Kino wieder ein richtiges Event, sprich: Einmalig an einem Tag – primär am Wochenende – und wenn der Erfolg es zulässt werden die Spieltage verlängert.

Ihr habt’s also in der Hand! Zeigt den Kinos also, dass Anime keine Eintagsfliege sind – gerade bei unseren kommenden Hits wie Yu-Gi-Oh! THE DARK SIDE OF DIMENSIONS und Digimon Adventure tri.!

Daran kann man schon sehen, dass sich etwas ändern muss, aber die Entwicklung finde ich persönlich noch weniger geeignet, um mehr Filme hier ins Kino zu bekommen.

Peppermint anime dagegen macht das andere Extrem und bringt „ihr“ eigenes Festival, das nur untertitelte Werke zeigt. Und das sogar überaus erfolgreich, zumindest verkaufen sich die Karten ziemlich schnell in den Vorjahren. Hier kann man also sehen, dass es doch Interesse für solche untertitelte Werke gibt. Ich vermute, der Festivalcharakter lockt einfach mehr Leute an, denn natürlich lohnt es sich mehr u.U. eine längere Reise für mehrere Filme in Kauf zu nehmen. Allgemein ist man auf einem Festival auch aufgeschlossener Filme zu schauen, für die man vorher weniger Interesse hatte. Das liegt schon einmal daran, dass man hier eine Tageskarte kaufen kann, damit man sich je einen Film pro Zeitslot anschauen kann. Bei Scotland loves Anime gab es in Edinburgh keine solche Karte, aber umso mehr Karten man kaufte, umso günstiger werden diese. Einzelvorstellungen können da preislich einfach nicht mithalten. The Empire of Corpses hätte mich z.B. im Kino mehr interessiert, wenn es günstiger gewesen wäre, bzw. man vielleicht in dem Slot eh noch keinen Film gehabt hätte. Eine untertitelte Fassung hätte mich auch noch mehr motiviert, aber bei Filmen ohne „Franchise“ kann ich auch gut mit einer synchronisierten Fassung leben, so dass dies kein Ausschlusskriterium wäre. Gerade so ein Festival ist eine perfekte Werbung für solche Filme und warum kann man die untertitelten Fassungen nicht einfach dort platzieren? Bei Erfolg kann man dann doch immer noch eine synchronisierte Fassung ins Kino bringen.

Es hat ja wenig Sinn, wenn nun jeder Publisher sein eigenes Festival macht, deswegen frage ich mich, warum man nicht einfach zusammenarbeiten kann? Peppermint anime hat ihr Festival extra umbenannt ins „Akiba Pass Festival“, um weniger Verbindung zum Publisher zu haben, aber dieses Jahr merkt man nur wenig davon. Aktuell fällt mir mit Black Butler nur ein Animetitel auf, der offensichtlich von einem anderen Publisher kommt (wobei das vermutlich über Aniplex abgewickelt wurde). Vielleicht war das Programm schon so voll, das keine anderen Filme noch Platz haben, aber dann sollte man die Prioritäten anders setzen. Girls und Panzer Der Film (Serie erscheint in D) hat untertitelt z.B. mehr Sinn als der Milky Holmes Film. Vielleicht hätte man über Kazés Hilfe auch den Kancolle-Film bekommen können, der gerade in Japan läuft.  Was ist mit Your Name. und A Silent Voice? Ersterer läuft in vielen Ländern im Kino, aber in D ist noch nicht mal bekannt, wer ihn lizenziert hat. Vielleicht sind die Lizenzen für’s Kino einfach zu teuer, aber in der Hinsicht fände ich es schade, wenn auch die Japaner sich bei Festivallizenzen anstellen würden. Bei Your Name. wurde ein extra Twitter-Account gegen das illegale Streamen des Films erstellt, aber da könnte man sich auch darum kümmern, dass der Film zumindest auf Filmfestivals schnell zu sehen ist. Man könnte doch unter der Schirmherrschaft eines anderen Publishers noch ein Festival z.B. im Sommer veranstalten, auf dem dann die untertitelten Filme, die in der Zwischenzeit in Japan erschienen sind, von den beteiligten Publishern laufen würden. Klar, die Publisher konkurrieren an sich, aber bei einem Filmfest sollte man sich doch einigen können. Immerhin ist das Werbung für alle Filme, die dort zu sehen sind. Ich habe schon Angst davor, wenn dann Evangelion 4.0 fertig ist und man beten muss, dass Universum den Film einzeln irgendwo ins Kino bringt, was bei 3.0 auch nicht geklappt hat.

Gerade dieses Jahr wäre das Akiba Pass Festival fast zu einer Aneinanderreihung von (immerhin gelungenen Auswahl an) Franchise- und Zusammenfassungsfilmen geworden und die wenigsten Filme dieser Art eignen sich als Einstieg, aber zum Glück tauchte noch In This Corner of the World aufDenn für ein Festival ist es meiner Meinung nach wichtig, dass es Highlights hat, für die man nichts anderes geschaut haben muss. daher fand ich die Ausbeute bis zur letzten Ankündigung doch sehr enttäuschend, wenn man sich anschaut, was alles in Japan lief. In der Hinsicht wurde ich natürlich auch sehr von Scotland loves Anime 2017  verwöhnt, bei dem es A Silent Voice, Your Name, und Girls und Panzer Der Film gab. Das ist auch gar keine Kritik an peppermint anime, sondern sie geht an die ganzen Publisher, die vermutlich die Möglichkeiten hätten, dass wir viele Filme untertitelt schneller schauen könnten, sie aber nicht oft nutzen.

Immerhin nutzt peppermint anime seine Verbindung zu Aniplex aus, damit wir hier im Rahmen des Akiba Pass Festivals sehr schnell Kizumonogatari Part 3 und den Black Butler Film schauen können. Und rund einen Monat später kommt dann der Sword Art Online Film als Event, wobei ich es da immer noch unglücklich gelöst finde, dass man als Premierenkartenkäufer der ersten Verkaufsphase nicht mehr die Deutschlandpremiere schauen kann, da zuletzt eine weitere Vorstellung davor gepackt wurde. Kazé hat uns auch schnell in in diesem Jahr One Piece Gold einzeln gezeigt und mir ist klar, dass es sich nicht lohnt jeden Film so in die Kinos zu bringen, aber wie schön wäre es, wenn man den „Rest“ dann einfach in Rahmen von 1-2 Festivals zeigen würde? Zu viele verschiedene Städte müssen meiner Meinung nicht angeboten werden, wenn man sich über den Erfolg nicht sicher ist, aber so etwas müssen doch auch andere Publisher als peppermint anime schaffen können?

Wie man sehen kann, ist das Kinoangebot also deutlich besser und größer geworden, aber Verbesserungspotential ist für mich noch deutlich vorhanden.

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1 comment

JimmPantsu 19. Januar 2017 - 21:40

Man merkt schmerzhaft dass uns in DE eine Person wie Andrew Partridge fehlt, klar mittlerweile hat er ja „All the Anime“ und ist verwoben mit der Anime Industrie in UK aber kann halt wie man merkt sehr gut abseits davon agieren. Zudem ist es schade, dass bei den Japan Filmfesten und dem Zeichentrick Filmfest nicht wirklich ein Fokus auf Anime liegt, wenn da vereinzelt mal was läuft war es das auch schon. Das wären ja ansonsten Filmfeste die die lange Pause zwischen dem einmal jährlich stattfindenden Akibapass Festival schließen könnten.

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